DIE ELBE BRENNT
(Quelle: Time for Metal Magazin vom 03. Juni 2014)
Wie schon 2012 steht das Die Elbe Brennt 2014 unter einem ganz besonderen Stern, die ganze Region um die Elbstadt Wittenberge ist heiß auf die wohl bekannteste Rammstein Tribute-Band Feuerengel. Wie vor zwei Jahren ist auch dieses Jahr das Event ausverkauft, welches nur mit wenigen Restkarten in die Abendkasse gegangen ist. Bei bestem Wetter begrüßt die historische Ölmühle nicht nur Musikliebhaber aus der näheren Umgebung, auch weitere Anreisen werden für das Event in Kauf genommen. Beginnen dürfen die Bandcontest Gewinner FreiWillIch aus dem Städtchen Uelzen in Niedersachsen, die bislang noch ohne Label dastehen. Ohne Frage ist der Band die Anspannung anzusehen, da bereits schon zum Einlass um 18 Uhr eine ganze Armada von Besuchern auf der Matte steht. Im Umkehrschluss heißt das für Frei-Will-Ich, die rund eine Stunde später planmäßig in die Saiten ihrer Instrumente greifen, dass eine unglaubliche Kulisse parat steht. Zu Beginn wird die ungewohnte Rolle deutlich: Die Ansagen von Sänger und Gitarrist Mattis Vogt sind nervös und noch ein wenig steif. Das soll sich nach den ersten gut zwanzig Minuten aber ändern, der Deutsch Rock aus den Händen von Frei-Will-Ich ist sehr Mainstream-tauglich und wird dementsprechend ordentlich vom gemischten Publikum aufgenommen, das Wittenberge einmal mehr zu einem großen Musikfest anwachsen lässt. Großes Lob geht dabei an den Veranstalter Plain Vanilla Entertainment, der vor allem darauf Wert legt, auch die regionalen Musiker zu fördern. Gleiches gilt für alle, die Frei-Will-Ich eine Chance geben und mit nicht übermäßigem, aber ehrlichem Applaus verabschieden.
In den Starlöchern steht nach den Newcomern schon der erste der beiden Headliner: Megaherz. Kaum zu glauben, dass die Band aus München bislang noch nie die Bühne mit Feuerengel geteilt hat, da sich beide Formationen förmlich anziehen. Mit dem aktuellen Album Götterdämmerung im Gepäck, zelebrieren Megaherz eine Mischung aus Neuer Deutscher Härte, Rock und Gothic, die perfekt abgestimmt ist. Dass Sänger Alexander `Lex´ Wohnhaas und seine Männer live eine Macht sind, wird auch schnell in der Prignitz deutlich. Bei den ersten Klängen drängen sich die Besucher bereits an die Bühne, um die geschminkten Musiker zu begutachten. Früh bricht das Eis mit Beiss Mich – der Song geht ins Ohr und verursacht eine perfekte Partystimmung. Wo es vor zwei Jahren Metakilla noch schwer hatten, die Gunst der Wittenberger zu gewinnen, haben es Megaherz viel leichter. In den ersten Reihen ist wildes Treiben bei Stücken wie Prellbock oder Mann im Mond zu erkennen. Die elektronischen Beats und der hypnotische Gesang zieht die Augen auf die Bühne und lässt die Hände Richtung Himmel recken. Auch zum Ende reißt die Stimmung bei Gegen den Wind oder Das Licht Am Ende Der Welt nicht ab und macht Megaherz zum Einheizer für Feuerengel. Wer die Band noch einmal sehen möchte, kann sie unter anderem im Oktober 2014 in Hamburg, Hannover oder Berlin erleben.
Wer denkt, die Stimmung ist kaum noch zu toppen, wird schnell eines Besseren belehrt. Die Symbiose Feuerengel und Wittenberge passt einfach wie die Faust aufs Auge. Die angewachsene Vorfreude entlädt sich hemmungslos beim Opener, der perfekte Sound ergießt sich in die Ohren und die Kombination von Lichteffekten und Pyrotechnik zieht die Meute vor der Bühne in den Bann. Links 2 3 4 und Feuer Frei geben von Beginn an Gas, Feuerengel wollen Wittenberge nicht rocken, sondern gnadenlos umhauen. Wer bereits vor zwei Jahren dabei war, wird schnell merken, dass die Rammstein Tributeband noch näher am Original arbeitet als noch vor 24 Monaten. Als Perfektionisten lassen sie authentisch Moskau anstimmen und sich wie die Großen bei Mein Land feiern. Ich möchte echt nicht wissen, was hier los ist, falls mal Rammstein in der Stadt spielen. Du Hast dröhnt über das Gelände und die Funken sprühen, während bei Ich Will, Pussy oder Haifisch die grellen Scheinwerfer über den Hof strahlen. Einfach gehen gelassen werden Feuerengel nicht. Konfettiregen, Böllerschläge und Feuerbälle läuten das Finale um den Megahit Engel ein. Unglaublich, wie schnell ein schöner Abend vergehen kann, doch wenn es am schönsten ist, soll man bekanntlich aufhören und das haben Feuerengel nach einer Show mit über zwanzig Songs getan.
Fazit: Die Elbe Brennt 2014 ist wieder jeden Cent wert. Neben den grandiosen Feuerengel dürfen sich alle über ein zusätzliches Highlight in Form von Megaherz freuen, die von den Newcomern Frei-Will-Ich unterstützt wurden. Musikalische Leistungen sowie Aufwand der einzelnen Shows rechtfertigen den Preis der Karten in vollem Umfang. Wiedermal perfektes Wetter, das spezielle Ölmühle-Feeling in Kombination mit der sehr gut strukturierten Veranstaltung, lassen keine Wünsche bei fairen Preisen an den einzelnen Ständen offen. Einer Wiederholung im nächsten oder übernächsten Jahr steht nichts im Wege, da der Veranstalter Plain Vanilla Entertainment seine Hausaufgaben mit Bravur gemeistert hat.